Beckdorf auch im Pokal das Maß aller Dinge
Die HSG Schwanewede/Neuenkirchen präsentierte das diesjährige Final-Four um den Landespokal der Verbände Niedersachsen und Bremen. Der Rahmen, der Zuschauerzuspruch, sowie die Organisation hätten besser nicht sein können – so der einhellige Tenor aller teilnehmenden Mannschaften. Und diese hatten es in sich.
Im ersten Halbfinale nämlich standen die Gastgeber, selber Vierter der Oberliga Nordsee, dem amtierenden Tabellenführer der Oberliga Niedersachsen gegenüber. Angetrieben von zwei frenetischen Hallensprechern, die die Massen auf den Rängen in Wallung brachten, setzte sich Schwanewede als absoluter Außenseiter immer weiter ab. Bereits zur Halbzeit deutete sich die Sensation an. Braunschweigs Trainer Volker Mudrow versuchte alles, um seine Mannen noch auf die Siegerstraße zu führen, kam den Gastgebern auch noch einmal gefährlich nahe. Doch zu mehr als einer Ergebniskosmetik waren die Braunschweiger an diesem Tag nicht im Stande. Beim Abpfiff gliche die Heidehalle einem Tollhaus und die heimischen Fans skandierten „Finale“.
Wer dort der Gegner sein würde, sollte sich im zweiten Halbfinale des Tages entscheiden. Der ungeschlagene Primus der Oberliga Nordsee vom SV Beckdorf traf auf den Zweitplatzierten der Oberliga Niedersachsen, den Northeimer HC. Und ähnlich wie in Spiel eins, war es der Außenseiter, der dem Spiel in Halbzeit eins den Stempel aufdrückte. Die Beckdorfer fanden nicht wie gewohnt zu ihrer Defensivstärke und auch Torhüter Arturs Kugis machte keine glückliche Figur zwischen den Pfosten, während Northeims Christian Stöpler fast nach Belieben traf. Kurz vor der Pause aber berappelte sich der Favorit und holte Tor um Tor auf, der Ausgleich wollte beim 15:16 allerdings noch nicht gelingen.
Mit der Einwechselung von Stefan Stielert im Beckdorfer Tor, sowie Eike Wertz im zentralen Innenblock festigte B-Lizenzinhaber Daniel Untermann die Defensive und im Angriff sorgte Vito Clemens mit seinen Treffern für die wichtigen Treffer. So setzte sich der Favorit am Ende knapp, aber verdient mit 34:31 durch und hatte nur kurz Zeit, um zu Verschnaufen.
Das Finale bot dann alles, was die Fans sich erhofft hatten. Schon zum Einlauf zeigten die Lager beider Seiten großes Kino. Während die Gastgeber mit einer Lichtshow begrüßt wurden, hatte der Beckdorfer Fan-Troß ein überdimensionales Transparent mit der Aufschrift „Wir angeln uns den Pokal“ ausgerollt. Um diesem noch optisch Futter zu geben, standen die Roten mit Angeln auf der Tribüne, an denen jeweils Pokale am Haken waren.
Einen Haken hatte dann auch das Finale. Waren die teilnehmenden Mannschaften schon in den Halbfinalspielen erstaunt über die Schiedsrichter, so sah man im Finale hüben wie drüben Ratlosigkeit und Entsetzen über die Leistung der beiden Unparteiischen. Die Trainer hatten alle Hände voll zu tun, ihre Mannschaften zur Ruhe zu ermahnen, kassierten aber beide ebenfalls den gelben Karton. Es tat dem eigentlichen Kräftemessen aber keinen Abbruch, wollten sowohl Schwanewede als auch Beckdorf den Pokal am Ende in die Höhe recken. Es wurde sich nichts geschenkt. Vor allem aber Beckdorf rührte jetzt den Beton an. Ob in Gleich- oder Unterzahl, die Favoriten wollten ihrer Rolle gerecht werden und erkämpften sich Ball um Ball. Und kam doch etwas auf das Gehäuse, stand dort abermals mit Stielert ein guter Schlussmann. Den hatten freilich auch die Schwaneweder mit Daniel Sommerfeld, dem es zu verdanken war, dass die Partie halbwegs spannend blieb. Doch an Stielert, der unter anderem auch fünf Siebenmeter vereitelte, kam er an diesem Tag nicht heran. Ein entscheidendes Ass hatte Beckdorfs Trainer Daniel Untermann dann doch noch gezogen. Mit Markus Bowe kehrte der Kreisläufer vom Delm nach achtwöchiger Verletzungspause auf die Platte zurück und war sofort wieder präsent. Auch einer der Gründe, warum die Beckdorfer zur Halbzeit dann bereits mit 6:11 führten.
Die zweite Halbzeit drohte dann zum Kuriosum zu werden und es war nur den fairen Zuschauern beider Lager zu verdanken, dass sie die Ruhe ob der völlig indisponierten Leistung der Schiedsrichter behielten. Phantomtor, Zeitstrafen für Nichtbeteiligte, undurchsichtige Linie – diesen Vorwurf mussten sie sich gefallen lassen.
Doch die Mannschaften zeigten weiter ein beherztes Spiel und abermals Vito Clemens war es vorbehalten, seine Mannen zum Pokaltriumph des SV Beckdorf zu führen. Die Zuschauer jedenfalls standen auf den Rängen und honorierten die Leistungen der Protagonisten mit minutenlangen Ovationen und Gesängen.
HVN-Vizepräsident Jens Schoof war es dann vorbehalten, die Siegerehrung durchzuführen. Neben Prämien, der Qualifikation zum DHB-Amateur-Pokal und Bällen für beide Teams, konnten sich die Sieger noch über ein ganz besonderes Geschenk freuen. Der TSV Hannover-Burgdorf tritt im Sommer mit voller Kapelle zum Testspiel in Beckdorf an und wird einen Hauch von Bundesliga auf den Delm bringen.
„Der Sieg meiner Mannschaft macht mich unglaublich stolz, auch wenn uns vorab schon jeder zum automatischen Sieger gestempelt hatte. Das war ein hartes Stück Arbeit. Nun dürfen die Jungs auch gerne feiern, bevor es ab Dienstag dann wieder in den Ligaalltag geht.“, gab der gerührte Beckdorfer Cheftrainer nach der Siegerehrung zu Protokoll, wohlwissend, dass man bereits am kommenden Samstag dann den zweiten Titel mit der Meisterschaft in der Oberliga Nordsee einfahren kann.
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