Sporthalle bleibt eine Option

Die Samtgemeinde wird kurzfristig Containermodule für einen Standort in Sauensiek (Vietshof) und einen noch offenen Standort in Beckdorf bestellen. Das hat der Rat der Samtgemeinde Apensen am späten Donnerstagabend bei der Sitzung im Schulzentrum Apensen beschlossen. Allerdings hält sich die Mehrheit aus CDU und Teilen der SPD weiterhin die „Option“ offen, Flüchtlinge im Notfall in der Sporthalle Beckdorf unterzubringen. Außerdem steht die Samtgemeinde Apensen kurz vor dem Kauf eines Wohnhauses in der Gemeinde Beckdorf.

Die Demo: Fast 400 Menschen stehen vor der Grundschule in Apensen und warten auf den Startschuss für ihren Protestmarsch durch die Gemeinde. Sie entrollen Transparente, auf denen sie fragen, ob die Politiker wirklich die Sporthalle „Auf dem Delm“ für den Sportbetrieb sperren wollen. Sie haben T-Shirts drucken lassen, auf denen sie zum Ausdruck bringen, dass das ganze Dorf hinter der Halle steht. Sie haben Schilder gebastelt und Trikots an Kreuze genagelt. Friedlich, aber bunt und laut soll sie sein, die Demonstration. Die Menschen singen die Schlachtrufe, die sonst nur bei Handballspielen am Wochenende zu hören sind. Kurz vor acht Uhr erreicht der von der Polizei begleitete Zug das Schulzentrum am anderen Ende des Ortes. Die Sportler erwarten die Politiker im Foyer. Sie wollen Antworten, wie es in Beckdorf weiter geht. Und sind am Ende nicht viel schlauer als vorher.

Die Ratssitzung:Laut Samtgemeindebürgermeister Peter Sommer sollen die beiden Containermodule noch in diesem Jahr aufgestellt – und „Ende Januar zeitgleich in Betrieb genommen werden“. In Sauensiek sei alles klar, dort werden die Flüchtlinge auf einer Fläche am „Vietshof“ untergebracht. Dort wird eine Unterkunft für voraussichtlich 16 bis 18 Flüchtlinge geschaffen. Jetzt hänge alles am Gemeinderat Beckdorf, dieser müsse sich am Dienstag, 9. Dezember, 19 Uhr, auf dem „Beekhoff“ endlich auf einen Standort einigen. „Beckdorf hat es jetzt in der Hand“, betonte Rolf Suhr (CDU) in Richtung des Samtgemeinderatsvorsitzenden und Bürgermeisters von Beckdorf, Siegfried Stresow (SPD). Die Gemeinde müsse endlich liefern – und nicht immer sagen, was nicht gehe. Erst mit dem Grundriss in der Hand, so Peter Sommer, könne er das zweite Modul ordern. Sollte Beckdorf keinen Standort für Container finden, stehe die Halle wieder zur Disposition. Stresow hatte kurz vor der Abstimmung vorgeschlagen, die Halle grundsätzlich als Standort zu streichen. Ohne Erfolg. CDU und Grüne sehen diese als allerletzte Option, Dieter Kröger (Grüne) könnte sich eine Belegung des Sozialraumes „für einen kurzen Zeitraum“ vorstellen.

Stresow ließ sich noch nicht ganz in die Karten blicken, mit einem Container-Standort an der Krippe könne er aber „gut leben“. Diesen favorisiert auch Franziska Wagner (Grüne). Alle im Dorf müssten jetzt zeigen, dass ihnen Flüchtlinge willkommen seien, auch der Sportverein, so Wagner, unter dem Beifall von Rat und Bürgern. Laut Stresow und Sommer soll auch der Kauf eines Hauses in der in der Gemeinde Beckdorf in Kürze zum Abschluss gebracht werden. Der Präsident des SV Beckdorf, Matthias Janitschke, verhandelte im Vorfeld der Ratssitzung intensiv mit Politik und Verwaltung über Alternativstandorte. Janitschke sagte nach der Abstimmung, er habe nichts gegen Containerstellplätze neben der Krippe und am Beachvolleyballfeld. Verwundert reagierte er lediglich auf die Tatsache, dass eine in Goldbeck ins Spiel gebrachte leer stehende Immobilie am Donnerstag offenbar nicht mehr zur Diskussion stand.

Die Vereinsanhänger nutzten die Bürgerfragestunde im Vorfeld des brisanten Tagesordnungspunktes, um ihrem Ärger Luft zu machen. Weil Thomas Lunau aus Beckdorf kein klares „Nein“ auf seine Frage, ob die Sporthalle als Zuhause für Flüchtlinge vom Tisch sei, zur Antwort bekam, appellierte er an die Verantwortung der Politiker. „Wollen Sie dafür verantwortlich sein, dass unseren Kindern die Möglichkeit genommen wird, Sport zu treiben?“ In diesem Fall seien die Kinder „frei für die braunen Seelenfänger“.

Quelle: Tageblatt Online