Ein Hauch von Champions League in Beckdorf
BECKDORF. Ein Hauch von Champions League wird am Freitag ab 19.30 Uhr durch die Sporthalle Auf dem Delm in Beckdorf wehen. Die Handballer von Motor Zaporozhye (Ukraine) und GOG Gudme (Dänemark) bestreiten ein Testspiel gegeneinander.
Die Mannschaft von Motor Zaporozhye bestreitet ein zweiwöchiges Trainingslager in Barsinghausen bei Hannover, um sich gezielt auf das anstehende Spiel in der Champions League gegen den dänischen Tabellenersten Skjern Håndbold vorzubereiten. Die Partie gegen GOG Gudme gilt als Höhepunkt der Vorbereitung. Zumal der Gegner in der dänischen Liga mit Skjern auf Augenhöhe spielt und aktuell Rang zwei belegt.
Die Ukrainer haben sich den Testgegner bewusst ausgewählt, um die typische dänische Spielweise zu studieren. Die Dänen spielen schnell, intelligent, passsicher und sind dabei sehr beweglich. Gudme tritt international im Europapokal an. Die Transfair Sportmanagement GmbH aus Heidesheim hat die beiden Hochkaräter nach Beckdorf gebracht. Der SV Beckdorf tritt als Ausrichter auf.
Gastspiel in einem begeisterten Handballdorf
„Mit Beckdorf haben wir ein begeistertes Handballdorf gefunden“, sagt Lutz Hennig von Transfair. Das Unternehmen ist durch seine Kontakte zum ehemaligen Beckdorfer Spieler Maris Versakovs auf die Sporthalle Auf dem Delm aufmerksam geworden. „Wir glauben, wir schaffen eine Win-Win-Situation“, sagt Hennig. Transfair holt die Teams nach Beckdorf.
Die Mannschaft aus Gudme, der Testspiel-Gegner der Ukrainer.
Der Verein kümmert sich um die Spielleitung, die Ordner und die Verpflegung. „15 Helfer werden im Einsatz sein“, sagt Vereinschef Klaus Meinke, der hofft, dass der Club von dem Testspiel finanziell profitiert. Am Donnerstag und am Freitag bereiten die Vereinsmitglieder das Essen vor. Bolognese-Sauce, Salate und Fingerfood stehen auf dem Verpflegungsplan. Während des Spiels werden die Nudeln gekocht. Mit fast 50 Leuten sind die Ukrainer und die Dänen am Freitag in Beckdorf.
„Vielleicht ist das Spiel ja auch gut für unser Image“, sagt Klaus Meinke. Die Partie könne den Handballstandort Beckdorf wieder attraktiver machen. In der Handball-Oberliga steckt die erste Mannschaft des SV Beckdorf derzeit im Abstiegskampf.
Zaporozhye ist das Maß aller Dinge
Motor Zaporozhye ist das Beste, was der ukrainische Handball zu bieten hat. Hinter dem Club steckt ein Oligarch, der in seinem Werk Flugzeugmotoren baut und repariert und Hubschrauber baut. Jährlich sollen etwa 6,5 Millionen Euro in die Finanzierung der Handballmannschaft fließen. Motor Zaporozhye hat das sportliche Niveau eines deutschen Mittelklasseclubs und würde vermutlich in der Bundesliga um die Ränge fünf bis zehn mitspielen. Im eigenen Land hat Motor allerdings ein Riesenproblem.
Das Team hat keine Gegner auf Augenhöhe. Selbst der Stadtrivale und Tabellenzweite ZTR Zaporozhye kann da nicht mithalten und verfügt im Vergleich zu Deutschland über gutes Zweitliga-Niveau. Motor gewinnt seine Spiele in der ukrainischen Superleague im Schnitt mit 44:21. Der Kader ist gespickt mit Nationalspielern aus Russland, Weißrussland, Litauen, der Ukraine und Polen. Drei Akteure spielen in Kroatien derzeit um die Europameisterschaft. Gudme hat ebenfalls drei Spieler in die dänische Nationalmannschaft entsendet.
Igor Kotenko kennt den ukrainischen Handball
Bis 1995 hat Igor Kotenko (48, Foto) in Zaporozhye gespielt. Kotenko, der seit Jahren mit seiner Ehefrau, der ehemaligen Bundesligaspielerin Natascha, in Buxtehude lebt, kennt den ukrainischen Handball gut. Zu seiner Zeit gab es allerdings noch keinen so finanzkräftigen Geldgeber wie heute.
Motor Zaporozhye begann damit, nationale Titel in Serie zu gewinnen und vor allem auf internationalem Parkett auf sich aufmerksam zu machen, nachdem sich der Mäzen vor gut sieben Jahren nur noch auf Männerhandball spezialisiert hat. Derzeit, so Kotenko, sei Motor dabei, seine Sporthalle zu renovieren. Die Heimspiele werden in der Übergangsphase hunderte Kilometer entfernt ausgetragen.
Zaporozhye sei dennoch die Hochburg des Handballs in der Ukraine. „Jedes Kind will dort spielen“, sagt Kotenko, der selbst zuletzt beim Buxtehuder SV aktiv war. In seiner Heimat werde der Handball immer professioneller aufgestellt. Die Vereine gehen früh in die Schulen und haben ein Auge auf die Talente geworfen. Kotenko traut Motor Zaporozhye die Qualifikation für das Achtelfinale in der Champions League zu. Skjern sei ein Gegner auf Augenhöhe. Nur mit dem Durchbruch der Nationalmannschaft werde es wohl noch etwas dauern.
Quelle: Tageblatt.de
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