Der Handball-Oberligist SV Beckdorf hat sich am Sonnabend vor eigenem Publikum für das Final Four-Turnier um den Landespokal qualifiziert. Der Favorit quälte sich allerdings zum Sieg im Finale gegen den Verbandsligisten HSG Bützfleth/Drochtersen
Richtig zornig verließen die Beckdorfer Spieler das Spielfeld nach der ersten Halbzeit. Ein wenig verwundert womöglich auch, denn auf der Anzeigetafel in der Beckdorfer Sporthalle Auf dem Delm stand der Beweis. Sie lagen mit 9:14 gegen Bü/Dro zurück. Die Blamage drohte. Bü/Dro hätte einen Erfolg in die Kategorie Sensation eingeordnet. 25 Minuten blieben den Gastgebern, aus dem Ergebnis ein standesgemäßes zu machen. Im Pokalwettbewerb hat der Verband die Spielzeit aufgrund der Doppelbelastung auf 50 Minuten reduziert.
Nach dem Seitenwechsel agierte Beckdorf druckvoller und verkürzte den Rückstand beim 12:15 auf drei Tore. Danach profitierte der Oberligist vom Bützflether Verletzungspech. Bü/Dro-Trainer Max Bock und Physiotherapeutin Katja Sievers schleppten in der 28. Minute Bennet Kahrs vom Feld, der mit einem dicken Fuß nicht weiterspielen konnte. Auf der Reservebank herrschte gähnende Leere. Der Außenseiter spielte fortan permanent in Unterzahl. Jeder Bützflether ging an seine Schmerzgrenze. Erst in den Schlussminuten warf Beckdorf den beruhigenden Vorsprung heraus. „Wenn wir so in der Liga spielen, holen wir noch einige Punkte“, sagt Bü/Dro-Linksaußen Niklas Frank. In der Verbandsliga belegt der Oberliga-Absteiger derzeit einen Platz im Mittelfeld. Frank, der am Ende wie seine Kollegen auf die Zähne biss: „Wir haben die Schmerzen ausgeblendet.“
Verletzungspech und Personalsorgen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison der HSG. Nach Lennart Tiedemann hat nun noch Flemming Stüven den Verein gewechselt. Der Trainer hofft auf Unterstützung aus der zweiten Mannschaft. „Wir müssen mit der Rumpftruppe irgendwie durchhalten“, sagt Max Bock. Am 16. Januar geht die Saison in Bohmte weiter.
In seiner Personalnot hatte auch der Beckdorfer Trainer Daniel Untermann vor einigen Wochen reagiert und Michael Schmidt aus der zweiten Mannschaft des SVB in die erste beordert. Der 29-Jährige hatte sich nach vielen Jahren in Liga drei zunächst vorgenommen, in der Verbandsliga auszulaufen, sagte nach Untermanns Anfrage aber sofort zu. Schmidt versteht sich als „Back-up-Spieler“, als so eine Art Aushilfe, die Untermann jederzeit für schwächelnde Kollegen ins kalte Wasser werfen kann. Beim Auswärtsspiel in Schwanewede drehte die zweite Garde um Michael Schmidt den Sechs-Tore-Rückstand zur Halbzeit noch in einen 28:24-Sieg. „Das war richtig geil“, sagt Schmidt. „Pure Emotion.“
Der Linksaußen und Mittelmann Schmidt spielte für den VfL Horneburg, für den VfL Fredenbeck in der dritten Liga, wechselte dann nach Hamburg-Barmbek und schließlich zu seinen ehemaligen Weggefährten in die zweite Mannschaft des SV Beckdorf. Er hat wieder richtig Gefallen an seinem Lieblingssport gefunden. „Ich blühe richtig auf“, sagt Schmidt. Weil er während der Saisonvorbereitung fehlte, spüre er den Unterschied im Tempo. In die Spielsysteme selbst kann sich ein erfahrener Mann wie Schmidt schnell reinfuchsen. In der zweiten Mannschaft passte ihm zuletzt die Trainingsbeteiligung nicht. Ebenfalls ein Grund, warum er nach Untermanns Anfrage nicht lange zögerte.
Schmidt plant erstmal bis zum Saisonende. Im Falle eines Aufstiegs des SV Beckdorf in die dritte Liga wartet er entspannt die Personalplanungen des Vereins ab. „Ich werde überlegen, wenn der Verein mich will“, sagt Schmidt.
Quelle: Tageblatt Online
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