Der Abstieg kommt immer näher: Die Handballer des SV Beckdorf haben in der Dritten Liga Nord mit 30:31 gegen die HSG Varel-Friesland verloren.
Weil die direkte Konkurrenz punktete, beträgt der Abstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz drei Spieltage vor Schluss theoretisch zwei Punkte. Praktisch sind es sogar drei Zähler, weil der SV Beckdorf bei Punktgleichheit mit Varel am Ende der Saison den direkten Vergleich gegen die Ostfriesen verliert. Bleibt als Konkurrent der OHV Aurich, der am Sonntag die Füchse aus Berlin schlug und drei Punkte mehr hat als Beckdorf. Am letzten Spieltag, am 9. Mai, treffen beide Teams in Aurich aufeinander. Das könnte ein Endspiel werden.
Doch das sind Rechenspiele. Der SV Beckdorf erweckte am Sonnabend vor 320 Zuschauern in der Sporthalle Auf dem Delm nicht gerade den Eindruck, als würde die Mannschaft in den nächsten Wochen Punkte gegen Hochkaräter wie Altenholz oder Springe holen. Spielerisch hinkt das Team von Trainer Thorsten Detjen den Gegnern hinterher. Pech gesellt sich dazu. Fast hatten sich Beckdorf und Varel auf ein 30:30-Unentschieden geeinigt, da sprachen die Schiedsrichter der HSG einen Freiwurf neun Meter vom Tor entfernt zu, den Martins Libergs direkt werfen musste. Libergs wuchtete den Ball an den Beckdorfer Händen vorbei an den Pfosten. Von dort aus sprang der Ball an den Hinterkopf von Torwart Stefan Stielert und landete schließlich hinter der Linie.
Fassungslosigkeit herrschte in der Halle. Die Beckdorfer sanken zu Boden. Varel jubelte. Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Würfe den Weg ins Tor finden, ist eigentlich dermaßen gering, dass viele Spieler den Wurf nur pro forma ausführen. Nur wenn es um Meisterschaft oder Abstieg geht, halten die Schützen drauf.
Einmal war der SV Beckdorf gegen Varel oben auf. Genau einmal schaffte es die Mannschaft, die Zuschauer emotional zu packen und sich ansatzweise in einen Rausch zu spielen, mit der sie in der Sporthalle Auf dem Delm in den vergangenen Jahren Gegnern den sprichwörtlichen Zahn zog. In der 39. Minute setzte sich Stefan Völkers durch und erzielte das 18:18. Wenig später verwandelte Henning Scholz einen Strafwurf zur Führung. Danach vollendete erneut Linkshänder Völkers einen Tempogegenstoß mit rechts. Stefan Stielert parierte den Wurf im Gegenangriff. Christian Jansen erhöhte nach schnellem Spiel auf 21:18. Varel nahm eine Auszeit. Beckdorf feierte, die Spieler zeigten die Fäuste und eine breite Brust. Genau zweieinhalb Minuten schwappte die Euphoriewelle durch die Halle. Dann wurde es wieder still, weil die Beckdorfer vom Gas gingen. Was noch niemand ahnte: Die neuerliche Lethargie kostete den Hausherren schließlich den Sieg.
Stefan Völkers ist dienstältester Beckdorfer Spieler. Er lebt im Ort. Er will seine Karriere als Leistungssportler am 9. Mai in Aurich nicht als Absteiger beenden. So spielte Völkers auch. Der 35-Jährige ging in den Zweikämpfen an seine Schmerzgrenze und einmal, kurz vor seiner Auswechslung, darüber hinaus. Mit dickem Knöchel schaute er sich die letzten Sekunden an. „Wir zeigen nicht mehr die Tugenden, die uns einst stark gemacht haben“, sagt Völkers. „Gekurke“ und „behäbig“ sind die Worte, die er am Sonnabend fand. Er sei froh, dass es bald vorbei ist.
Trainer Thorsten Detjen beschränkte sich auf Durchhalteparolen: „Wenn wir in Altenholz oder gegen Springe die Einstellung von heute an den Tag legen, haben wir eine Chance“, sagt er. Das ehrte ihn. Das musste er sagen. Alles andere käme einer vorzeitigen Aufgabe gleich.
SV Beckdorf
Varel-Friesland 30:31
Die Statistik
SV Beckdorf: Stielert, Knust, Versakovs 1, Rudolphi 1, Clemens, Waryas 4, Bowe 1, Völkers 7, Schneider, Scholz 11/7, Kohnagel 1, Jansen 4.
Siebenmeter: SVB 7/7 – HSG 7/3
Zeitstrafen: SVB 4 –HSG 7
Rote Karte: Scholz (57., SVB, unsportliches Foul)
Zuschauer: 320
Bericht: Tageblatt Online
http://www.tageblatt.de/sport/handball_artikel,-SV-Beckdorf-schleppt-sich-in-die-Oberliga-_arid,1124974.html
Foto: Lina-Marie Friede
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