Der Handball-Drittligist SV Beckdorf bestreitet am Sonnabend ab 19.30 Uhr in der Sporthalle Auf dem Delm das direkte Duell gegen den Abstieg.
Zu Gast sind die Spieler der punktgleichen HSG Varel-Friesland. Dass der SV Beckdorf trotz des eigentlich namhaften Kaders überhaupt um den Klassenerhalt bangen muss, hat auch ein wenig mit der Tatsache zu tun, dass der Lette Maris Versakovs (29) in dieser Saison nie an die Leistungen der Vorjahre anknüpfen konnte. Versakovs kennt die Gründe für seine sportliche Talfahrt.
Versakovs hat ganz persönliche Gründe und er redet offen darüber. Fünf Prozent Leistung gingen verloren, weil der Schulstress vom Sport ablenkt. Im August steht das Examen seines Bachelor-Studiums zum Physiotherapeuten an. Um fünf Prozent drücken die permanenten Probleme mit der Achillessehne die Leistung des sonst so dynamischen Ausnahmehandballers, der in den Vorjahren ganze Spiele allein entscheiden konnte und in der Regel die meisten Tore in der dritten Liga erzielte. Weil der Abstiegskampf lähmt, gingen weitere fünf Prozent Leistung verloren. „Da ist eine Blockade im Kopf“, sagt Versakovs.
Fünf Prozent Leistung eingebüßt hat Versakovs vermeintlich aufgrund des Trainer-Hickhacks der vergangenen Monate. Quasi über Nacht hatte der Verein Lars Dammann vor die Tür gesetzt und Co-Trainer Thorsten Detjen zum Chefcoach ernannt. Zur neuen Saison, ob in der Oberliga oder in Liga drei, kommt mit Daniel Untermann ein Neuer. Weitere fünf Prozent sieht der Lette verschwinden, weil er auf der von ihm ungeliebten linken Rückraumposition spielen muss, obwohl er lieber zentral als Spielmacher agiert. Trainer Thorsten Detjen hat bereits angekündigt, dass Versakovs auf der Mittelposition wieder zur Option werden könnte. In den vergangenen Tagen habe die Mannschaft oft in dieser Konstellation geübt.
Die letzten fünf Prozent gingen verloren, weil sich Versakovs, mittlerweile im reiferen Handballer-Alter, mehr und mehr Gedanken über seine Zukunft macht. Versakovs plant die Rückkehr in seine lettische Heimat. Wann es soweit ist, steht heute noch nicht fest. Aber er lotet längst die verschiedenen Möglichkeiten aus.
Laut Versakovs eigener Rechnung liegt sein Leistungsvermögen bei 70 Prozent. Das jagt keinem Gegner einen Schrecken ein. Der Lette findet sich aktuell häufig auf der Reservebank wieder. Versakovs denkt viel über sein Leistungstief nach. „Wir haben eigentlich das beste Team in der Beckdorfer Geschichte“, sagt Versakovs. Im vergangenen Jahr schwamm der Verein auf einer Erfolgswelle. „Alle haben mehr erwartet. Aber es kommt nichts“, sagt Versakovs. Es fehle an spielerischer Chemie und blindem Verständnis.
Dass Versakovs dennoch für die kommende Saison in Beckdorf zugesagt hat, könnte als Zeichen gedeutet werden. Er steht zu dem Klub. „Keiner will den Laden hier zumachen“, sagt der 29-Jährige. Alle Kollegen wüssten, dass es in den kommenden Wochen um alles ginge. Aber selbst im Falle eines durchaus möglichen Abstiegs, habe Versakovs nicht die Sorge, dass in Beckdorf alles zerbricht. Die Mannschaft sei stark genug, um sofort wieder aufzusteigen.
Dass der Kreisrivale VfL Fredenbeck dem SV Beckdorf mit einem 21:20-Sieg gegen Varel am vergangenen Wochenende alle Chancen auf den Klassenverbleib erhalten hat, sieht Versakovs mit Erleichterung. „Wir haben es in unserer eigenen Hand“, sagt er. Er habe das gute Gefühl, dass Beckdorf den „Pflichtsieg gegen die HSG“ einfahren werde. Auf ein Saisonfinale vor 2000 Zuschauern in Aurich am letzten Spieltag kann Versakovs verzichten.
Bericht: Tageblatt Online
http://www.tageblatt.de/sport/handball_artikel,-Versakovs-sucht-die-fehlenden-30-Prozent-_arid,1124345.html
Foto: Lina-Marie Friede
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